Der Vereinsring Sossenheim gratuliert den Ehrenamtlichen Eva Scholz und Hagen Rink zum Ehrenbrief des Landes Hessen
Sozialbezirksvorsteherin Eva Scholz erhält für ihr Engagement den Ehrenbrief des Landes Hessen
Eva Scholz nutzt ihren Ruhestand, um sich für ihren Stadtteil zu engagieren. Als Sozialbezirksvorsteherin hilft sie vor allem älteren Menschen.
Sossenheim. Als Eva Scholz in Rente ging, war schnell klar: Sie wollte sich ehrenamtlich engagieren. Sich ausschließlich um Haus und Garten zu kümmern, das konnte sie sich nicht vorstellen. Also fragte sie kurzerhand bei der Sossenheimer CDU an, wo ihre Hilfe gebraucht werden könnte.
Das liegt mittlerweile 16 Jahre zurück und Scholz ist noch immer im Einsatz: Sie ist als Sozialbezirksvorsteherin in Sossenheim aktiv. Für ihr Engagement hat die 75-Jährige nun den Ehrenbrief des Landes Hessen bekommen.
Eine neue Aufgabe
Eva Scholz hat früh gelernt, sich für andere einzusetzen: Sie war das älteste von acht Kindern und unterstützte die Mutter bei der Organisation, die in der Großfamilie nötig war. Nach dem Krieg und der Vertreibung aus Mähren lebte sie mit ihrer Familie zunächst in Bayern. Mitte der 1950er Jahre kam sie mit ihrem späteren Mann Erhard nach Frankfurt.
Das Haus in der Siedlung «Im Mittleren Sand» hat das Ehepaar 1963 selbst gebaut. Eva Scholz arbeitete bis 1993 in einer Druckerei der amerikanischen Streitkräfte in Rödelheim, zuletzt in der Computerabteilung. Nach dem Ausscheiden aus dem Beruf suchte sie dann eine Möglichkeit, sich ehrenamtlich im Stadtteil zu engagieren. Ihr Mann war gestorben, sie wollte nicht allein zu Hause sitzen. Zunächst half sie bei der CDU als Schriftführerin, später engagierte sie sich als Sozialpflegerin.
Hilfe für die Rentner
Seit 2002 ist sie Sozialbezirksvorsteherin in Sossenheim und betreut vor allem die Rentner im Stadtteil. Zusammen mit Sozialpflegern unterstützt sie die Senioren, etwa beim Ausfüllen von Formularen. «Wir machen, was nötig ist.»
Scholz berät bei Fragen rund um Grundsicherung und Wohngeld, beschäftigt sich aber auch mit ganz anderen Fällen: Die Sozialbezirksvorsteherin hat schon bei Kur-Anträgen geholfen oder für ältere Menschen die Pflege in deren Wohnung organisiert. «Wir übernehmen Aufgaben, die die Leute nicht mehr selbst erledigen können.»
Einige Senioren betreue sie bereits seit Jahren, da ergebe sich auch so manch eine Bekanntschaft. «Und wenn man erstmal dabei ist, kommen immer wieder neue Aufgaben dazu.» So schaut sie zum Bingospielen im Altenwohnheim vorbei und hilft mit, die städtischen Tagesfahrten für Sossenheimer Senioren zu organisieren.
Scholz ist nicht nur als Sozialbezirksvorsteherin im Stadtteil unterwegs. Sie ist auch Mitglied in der Siedlergemeinschaft Sossenheim III, die sich für die Siedlung «Im Mittleren Sand» einsetzt. Außerdem engagiert sie sich noch immer in der Sossenheimer CDU, wo sie sich derzeit vor allem mit Verkehrsfragen befasst.
Im Ruhestand hat Eva Scholz aber auch Vergnügen am Reisen gefunden: Mit einer Freundin war sie bereits in China und Syrien, reiste mit der transibirischen Eisenbahn. Regelmäßig besucht Scholz ihre Geschwister. «Die Familie ist noch immer der Mittelpunkt», sagt Scholz.
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Er hilft aus Idealismus
Hagen Rink bekommt den Ehrenbrief des Landes Hessen
Der Sossenheimer Hagen Rink engagiert sich seit Jahrzehnten für seine Mitbürger – ehrenamtlich versteht sich.
Sossenheim. Wenn man Hagen Rink fragen würde, wie viele Stunden seines Lebens er schon für die Allgemeinheit geopfert hat, könnte er gar keine Antwort geben. Es ist einfach sehr viel. Ende der 70er Jahre war er als Schöffe beim Landgericht tätig, von 2002 bis 2008 im Vereinsring Sossenheim und permanent in der örtlichen Turnabteilung.
Seit zwei Jahren ist er Ortsgerichtsvorsteher von Höchst, Unterliederbach und Sossenheim. Regelmäßig hält er dienstags mit seinen Kollegen Sprechstunden. Die sollen eigentlich eine Stunde dauern. «Aber wenn mal 30 Leute vor der Tür sitzen, arbeitet man das natürlich ab», sagt der 54-Jährige. Die Bürger kommen mit den verschiedensten Anliegen: Manche möchten nur ihr Zeugnis beglaubigen lassen, dann gibt es Nachlässe von Verstorbenen zu verwalten und schließlich Häuser zu schätzen. «Für so eine Schätzung kann man acht bis zehn Stunden rechnen», sagt Hagen Rink. «Da gehört schon jede Menge Idealismus zu.» Alles macht der gebürtige Frankfurter ehrenamtlich. Im «normalen Leben» ist er bei den Frankfurter Verkehrsbetrieben angestellt.
Warum er sich so einbringt, darüber macht er sich selten Gedanken. «Wenn man einmal angefangen hat, ist es wie ein Selbstläufer.» Man lernt viele Leute kennen und ist schnell im Gespräch für andere wichtige Aufgaben. Das ist aber auch in Ordnung, denn ohne Ehrenamt – das ist er realistisch – würde die Gesellschaft nicht funktionieren. «Selbst unsere lokalen Politiker machen ihren Job ja unbezahlt.»
Anerkennung
Dennoch freut er sich, dass er am heutigen Dienstag eine kleine Anerkennung bekommen wird. Stadträtin Erika Pfreundschuh hat in den Limpurgsaal des Römers eingeladen, um elf Bürgern einen Landesehrenbrief für ihr Engagement zu überreichen. Um 14 Uhr soll es losgehen. Eine gute Sache, findet Hagen Rink: «Man weiß dann, dass die Arbeit ein bisschen wahrgenommen wird.» Die Stadträtin hat sogar schon angerufen und sich ein bisschen über sein Leben schlaugemacht. Ob er Hobbys habe. Ein bisschen Zeit sei schon noch übrig, sagt er, und da die Zimmer der beiden erwachsenen Söhne inzwischen leerstehen, hat er seine alte Modelleisenbahn wieder hervorgekramt. «Nachdem ich sie drei Mal auf- und abgebaut habe, habe ich gesagt, dass ich sie nur wieder hervorhole, wenn sie in einem festen Raum stehen kann.» Nun dreht sie wieder ihre Runden und sorgt für ein bisschen Entspannung nach Job und Ehrenamt.